Im Touristenort Thamel in Kathmandu gibt es buchstäblich tausende Geschäfte, die Pashmina Schals verkaufen. Als Tourist kann es schwierig sein, zwischen der großen Auswahl und den geschäftstüchtigen Verkäufern das Richtige zu finden.
Viele der Tücher tragen das Label 100% Pashmina oder Kaschmir und werden für cirka 1.000 NPR angeboten, was in etwa 10 € entspricht. Kaschmir ist das nicht, sondern so genannte ”Touristen-Qualität”. Normalerweise werden diese Tücher aus einer Mischung von Wolle und Polyester oder vergleichbaren synthetischen Fasern hergestellt. Diese Tücher können durchaus hübsch sein, und so lange man sich darüber im Klaren ist, dass sie Fake sind, ist das auch kein größeres Problem.
Wegen der großen Konkurrenz auf dem Markt sind die Pashmina-Geschäfte ständig dazu gezwungen, sich nach neuen Schlupflöchern umzusehen, um profitabel bleiben zu können. Diese Taktik nutzt langfristig allerdings niemandem, weder dem Verkäufer noch dem Käufer. Was macht man also als Tourist, der gern ein echtes Pashmina-Stück mit nach Hause nehmen möchte, aber nicht auf das Label des Tuches vertrauen kann?
Mit bloßem Auge ist die Zusammensetzung des Materiales meistens nicht zu erkennen. Reines Kaschmir und Wolle haben eine matte Oberfläche. Synthetische Stoffe haben oft einen leichten Glanz, den hat Seide allerdings auch.
Synthetik-Fasern
Textilien aus Polyester können sich richtig weich anfühlen. Wenn der Verkäufer nichts dagegen hat, kann man den Feuertest machen. Mit Hilfe dieses Testes kann man ausmachen, ob synthetische Fasern in der Mischung sind, oder ob es sich um rein tierische Fasern handelt. Dieser Test sagt allerdings nichts darüber aus, ob es sich um Kaschmir, Wolle, Yak oder Angora handelt.
Und was macht es schon aus, dass das Tuch vielleicht aus Synthetik besteht, wenn es doch einfach schön aussieht? Dazu können wir gleich mehrere Faktoren anführen. Polyamid gehört zur selben Familie wie Plastik und ist somit nicht besonders umweltfreundlich, weder bei der Herstellung noch bei der Entsorgung. Es nimmt auch Feuchtigkeit nicht besonders gut auf, was dazu führt, dass man unter diesem Stoff schnell zu schwitzen beginnt. Polyestergewebe hat außerdem die unangenehme Eigenschaft, sich elektrisch aufzuladen. Je älter es wird, desto hässlicher wird es in aller Regel – ganz im Gegensatz zu Naturfasern, die durch häufiges Tragen immer schöner werden.
Die billigen Wolltücher, die man in Nepals Pashmina-Geschäften oder auf den nepalesischen Märkten findet, werden oft aus kurzen Fasern hergestellt oder sogar aus den Abfällen der regulären Wollproduktion. Das Problem mit den kurzen Fasern besteht darin, dass sie im Garn nur schwer am Platz bleiben. Als Folge dessen fusselt das Tuch oder Pilling entsteht.
100 % Pashmina
Der Preis für ein echtes Kaschmirtuch mit einer Größe von 200 x 70 cm liegt bei mindestens 6.000 NPR. Das entspricht in etwa 50 €. Preise können gut als Indikator dienen, doch trotzdem bleibt das Risiko, dass Sie eine Materialmischung aus Wolle und Polyester kaufen, aber in dem Glauben sind, es würde sich um reines Kaschmir handeln.
Pashmina und Kaschmir waren ursprünglich einmal verschiedene Begriffe für denselben Stoff, aber Pashmina ist keine international anerkannte Faser, und deshalb ist es untersagt, Stoffe mit dieser Warenbezeichnung zu exportieren. Bei einem Tuch mit dem Label ”100% Pashmina” können Sie also davon ausgehen, dass es sich um Fake handelt.
Letztendlich handelt es sich um eine Sache des Vertrauens. Es gibt auch Pashmina-Geschäfte, die neben der Touristen-Qualität auch echtes Kaschmir anbieten.